Wie funktioniert eigentlich die Sport- und Bewegungstherapie der Intensivgruppen trotz Corona?

Autorin „Nadine Pissier“

Nach fast eineinhalb Jahren Pandemie kann ich sagen: richtig gut! Eine neue Normalität hält Einzug. Selbstverständlich wünschen wir uns alle die alten Freiheiten zurück, dies steht außer Frage. Aber: Die Umstände im kleinen „Mikrokosmos“ der Intensivwohngruppen Queckborn und Georgenhammer habe uns auch viele Möglichkeiten gegeben. Die Anzahl der Kontakte war stets überschaubar und nachvollziehbar, die Gelände in Queckborn und dem Georgenhammer eröffnen immer wieder neue Beschäftigungsfelder und die ländliche Umgebung lässt viel Raum für Ruhe und Erholung.

Die Veränderungen für den Bewegungsbereich waren aber natürlich enorm. Zu Beginn der Pandemie: nur Einzel- und keine Gruppentermine, Angebote nur im Freien und nicht in der Turnhalle, Kontakt nur mit BewohnerInnen aus den Gruppen in Queckborn. Über Jahre etablierte Termine seit März 2020 nicht mehr möglich (Schwimmen, Aerobic). Keine Intensivgruppenfreizeit. Das Projekt LM-Aktiv, unsere gruppenübergreifenden besonderen Freizeitaktivitäten, leider unvorstellbar!.

Was tun? Immer weiter in Bewegung bleiben! Also: Raus, raus, raus: bei „Wind und Wetter“; Immunsysteme stärken, mal etwas anderes sehen, als die eigenen vier Wände. Die Kreativität stieg: Ich versuchte mich im Hochbeete aufbauen und anpflanzen, schaffte das „Moto-Rad“ an, um BewohnerInnen einen leichten Einstieg ins Fahrradfahren lernen zu ermöglichen; es wurde fleißig aussortiert, gereinigt, neu angeschafft. Endlich mal Zeit! Und immer etwas zu tun, gemeinsam mit den BewohnerInnen. Stillstand gab es hier nicht. Die Dankbarkeit für Beschäftigung (egal welcher Art) seitens der Jugendlichen wischte viel Frustration weg, denn viele Projekte, Ideen und Freizeitpläne konnten nicht stattfinden.

Dann die ersten Lockerungen: Gruppentermine mit Jugendlichen einer Wohngruppe durften wieder durchgeführt werden. Gruppendynamik, mehr Action, mehr Möglichkeiten, Seelenbalsam für alle Beteiligten! Und dann kam auch noch der Schnee! Endlich mal wieder. Zum ersten Mal in der Geschichte der Turnhalle wurde ein Weihnachtsbaum dort aufgestellt, da eine Wohngruppe ihre Weihnachtsfeier nur in der Halle stattfinden lassen konnte. Schaukeln unterm Weihnachtsbaum? Eine besondere Atmosphäre im Dezember.

Die zweite und dritte Welle schwappte über uns (und verschonte uns), die Impfquote stieg, es wurde fleißig getestet, weiter desinfiziert und das Sicherheitsempfinden wuchs.

In der Turnhalle? Zurück zum Ursprung: Lernen über Bewegung, Lernen: Bewegung tut gut! Sich ausprobieren, mutig sein, neue Dinge wagen, sich auspowern, zur Ruhe kommen; alles tun, was in dieser sonderbaren Zeit gut tut.

Immer mal wieder gab es, wie bei jedem von uns, Stimmungseinbrüche. Seltene Heimfahrten, schlechtes Wetter, wenig Hoffnung auf Lockerungen: Wann wird es wieder so wie vorher?
Manchmal musste man auch einfach mal laut schreien.
Und manchmal mussten Events einfach in die Halle geholt werden. Ein Beamer, eine Spielkonsole und eine übergroße Turnhallenwand vertreiben manchmal auch Kummer und Sorgen. Ja auch das kann Motopädagogik sein.

Wir sind allen dankbar, dass wieder mehr möglich ist (noch). Besuche im Freibad oder der Trampolinhalle werden nicht mehr als selbstverständlich angesehen. Die Vorfreude ist größer. Viele Menschen haben zu Beginn der Pandemie von einem positiven Gefühl der Entschleunigung gesprochen. BewohnerInnen, wie auch ich, haben dies auch täglich so empfunden, die Zeit miteinander und die Beziehungen zueinander sind intensiver. Und daher kann ich nur sagen: Es läuft, und das gut! Den Rest schaffen wir auch noch!

Nadine Pissier